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23.02.2023

Altbausanierung als sichere Basis: Zimmerei Hotz trotzt der Krise

23.02.2023 Deutsche Handwerkszeitung

Von Annabel Aulehla

Die Zimmerei Hotz verbindet die Liebe zur Fachwerksanierung mit Mut zur Investition. Dabei bringt Zimmermeisterin Bärbel Hotz Tradition und Fortschritt in Einklang. Das führt zu solidem Wachstum in Krisenzeiten.

Den Firmensitz derZimmerei Hotz GmbH müssen Ortsfremde nicht lange suchen. Ein großes Fachwerkhaus aus rötlicher Douglasie thront an der Hauptstraße von Groß-Bieberau in Südhessen. Der mächtige Bau ist das Werk von Betriebsinhaberin Bärbel Hotz und ein Aushängeschild für ihr Hauptgeschäftsfeld: Altbausanierung. Im Eigenheim, das ihr gleichzeitig als Büro dient, hat sie sich selbst verwirklicht. Dem historischen, regionalen Baustil genügt das Traumhaus jedoch nicht - eine Ausnahme zu Gunsten der Ästhetik. Die Zimmermeisterin ist geprüfte Restauratorin und widmet sich normalerweise vor allem denkmalgeschützten Gebäuden. Zweimal wurde sie dafür bereits mit dem Bundespreis für Denkmalpflege ausgezeichnet. In dieser Nische trotzt der Familienbetrieb den Krisen der letzten Jahre. So meisterte Hotz die Corona-Pandemie durch kluge Einkaufspolitik. Auch die schwache Baukonjunktur konnte der Firma bislang nichts anhaben. Tiefenentspannt blickt Hotz der Zukunft entgegen. Die Kraft dafür schöpft sie aus dem Stolz auf ihr Gewerk. Dieser manifestiert sich besonders in der Liebe zurFachwerksanierung.

Einfach könnte Jeder

Die jahrhundertealten Gebäude verkörpern für sie den Ursprung ihres Handwerks. Traditionelle Holzverbindungen kommen zum Einsatz, wenn sie und ihr fünfköpfiges Team Dachstühle, Scheunen, Kirchen oder auch alte Herrenhäuser im Odenwald auf Vordermann bringen. Schlitz und Zapfen, Überblattung oder auch Schwalbenschwanzverbindungen müssen es sein. "Einfache Aufträge kann jeder. Spaß machen mir vor allem die Projekte, bei denen ich Lösungen für komplizierte Probleme finden muss. Lösungen zu finden, ist sozusagen mein Job", erklärt die 59-Jährige mit leuchtenden Augen.

Eine Million für den Fortschritt

Das macht die Unternehmerin sowohl spontan bei Anfragen am Telefon als auch mit Blick auf die Zukunft ihrer Firma. Investition in moderne Technik sei für sie unverzichtbar. So wuseln ihre Angestellten emsig in der Februarsonne herum, um das Firmengelände umzubauen. Die Mitarbeiter eines Subunternehmers mauern aus rotem Stein die Wände einer Lagerhalle, während Sohn Kevin Hotz an einem Balkon tüftelt. Später soll eine Luft-Wärmepumpe darauf Platz finden. An einer Luftaufnahme ihres Grundstücks deutet sie auf die Dachfläche. Jede Menge Raum für Photovoltaik-Module böte sich dort. "Ich investiere, was der Betrieb gerade verkraftet. Über die Jahre kam eine Summe von mehr als eine Millionen Euro zusammen", rechnet sie vor. Das entspricht in der Zimmerei dem Umsatz eines normalen Geschäftsjahres.

Mangelnde Wertschätzung für Zimmerer

Frisch erneuert ist auch der Fuhrpark aus weißen Transportern. Die Fahrzeuge zeigen ein Familienfoto. Vater und Betriebsgründer Georg Hotz, amtierende Chefin Bärbel Hotz und ihr Sohn Kevin Hotz posieren in traditioneller Kluft. "Ohne diese Kleidung sind wir für die Leute unsichtbar. Viele Menschen denken ernsthaft, Schreiner oder Dachdecker erneuern ihren Dachstuhl. In der Öffentlichkeit fehlt die Wertschätzung für uns", empört sie sich. Im Alltag tragen sie und ihre Kollegen dennoch normale Arbeitskleidung.

Alles aus einer Hand

Unter den Dächern des Betriebs finden sich nicht nur Holzvorräte, sondern auch ein Kran, Gabelstapler, Dämmstoffe und Dachziegel. Diese kommen regelmäßig zum Einsatz, denn die Zimmerei bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen: Vom Gerüstbau über Spenglere und Fenstermontage bis hin zum Dachdecken. "Ich will das jeder Mitarbeiter über den Tellerrand hinaus schaut. Scheuklappen darf niemand haben", betont sie. Die Vielseitigkeit sei eine Stärke des Betriebs. Schließlich könne sie ihren Auftraggebern so alle Arbeitsschritte aus einer Hand anbieten. "Kunden wissen es zu schätzen, wenn sie zu Hause nicht ein Jahr lang Baustelle haben, sondern nur wenige Wochen", sagt sie. Durch den guten Ruf mangele es nicht an Nachfrage und auch die Azubisuche sei kein Problem. "Der nächste Lehrbub' ist schon gefunden", versichert Hotz.

Rente erst mit 73

Um die wirtschaftliche Zukunft macht sie sich trotz einer Delle in der Baukonjunktur keine Sorgen: Das Auftragsbuch sei gut gefüllt. "Der Neubau bricht vielleicht ein, aber die Altbausanierung nicht. Das ist ein sicheres Geschäftsfeld", ist sie überzeugt. Ihren Junior warne sie bereits, dass er die Hände nach der Übergabe kaum in den Schoß legen werde. Bevor es soweit sei, wolle sie dem 20-Jährigen jedoch Zeit geben, die Welt zu bereisen, in anderen Betrieben Erfahrung zu sammeln und schließlich seinen Meisterbrief zu machen: "Sobald er den Betrieb leitet, ist für sowas keine Zeit mehr. Meine Eltern haben mir damals Zeit gegeben und die soll er auch haben." Ihren Renteneintritt plant sie in 14 Jahren, wenn ihr Altgeselle in den Ruhestand geht. Mit stolzen73 Jahren.

Link zum Originalartikel:
https://www.deutsche-handwerks-zeitung.de/altbausanierung-als-sichere-basis-zimmerei-hotz-trotzt-der-krise-282323/


Auszeichnungen Zimmerei Bärbel Hotz:
Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 1996

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Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege 2006

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